Diese
Frage ist wohl die häufigste, die in Zusammenhang mit dieser
liebenswerten Rasse gestellt wird. Die Antworten darauf, sogar die von Züchtern
und ganzen Zuchtvereinen, fallen so unterschiedlich aus, daß unter den
ahnungslosen Interessenten, die sich redlich um seriöse Informationen bemühen,
eigentlich keiner mehr durchblicken kann. Die häufigste, aber völlig
falsche Erklärung ist, mit „Jack Russell“ seien die Kleinen
Kurzbeinigen (sog. „Reiterjackies“) gemeint, mit „Parson-JRT“ die
Hochbeinigen. Die wahre Antwort aber liegt in der Entwicklungsgeschichte
der Rasse, nicht in langen oder kurzen Beinen.
Der Jack Russell
Terrier ist keineswegs eine Neuzüchtung, wie die plötzliche Popularität
vermuten ließe, sondern ein uralter Schlag von Working Terriern für die
Arbeit am Fuchs unter der Erde. Kleine, tapfere Hunde, gemäß ihres
Einsatzgebietes als „Terrier“ (von Terra = Erde) bezeichnet, dürfte
es so lange geben wie die Fuchsjagd selbst. Die Entstehungsgeschichte
nahezu aller Terrierrassen beginnt gleich, eine Zuchtauslese erfolgte
anfangs ausschließlich nach Arbeitseignung.
Mit Gründung
des Kennel Clubs in England und ähnlicher Rassehundeclubs weltweit nahm
die Hundezucht andere Formen an. Die vorhandenen Hundeschläge wurden als
Rassen erfasst, meist nach ihrem Verwendungszweck oder der Gegend in der
sie am häufigsten vorkamen benannt, die ersten Standards (=
Beschreibungen des idealen Erscheinungsbildes) aufgestellt, und das
Ausstellungswesen begann sich zu entwickeln.
Zu jener Zeit
lebte der „Hunting Parson“ John (Jack) Russell, leidenschaftlicher Jäger
und Terrierkenner, namhafter Züchter von Foxterriern. Die ausführliche
Geschichte kann man in jedem Buch über den nach diesem Mann benannten
Terrier nachlesen, deshalb will ich an dieser Stelle nicht näher darauf
eingehen. Erwähnenswert ist aber, dass zu dieser Zeit eine Aufspaltung
der Rasse erfolgte. Während einige Züchter nun mit einer geregelten
Zucht begannen und sich bemühten, der unter dem Namen „Fox Terrier“
erfassten Rasse ein einheitlicheres, schöneres Aussehen zu geben,
interessierte andere weiterhin nur die Arbeitsleistung. Zu letzteren gehörte
auch John Russell, der zwar zu den Gründungsmitgliedern des Kennelclubs
gehörte, seine eigenen Terrierlinien dort aber nicht registrieren ließ!
Schon
bald hatte sich der Foxterrier so stark verändert, das man dem alten „working
type“ zur Unterscheidung einen neuen Namen gab. Diese Terrier nannte man
fortan nach ihrem bei weitem nicht einzigen, aber wohl populärsten Züchter
einfach „Jack Russell(‘s) Terrier“. Diese Rasse, angebrachter wäre
wohl die Bezeichnung „Typ“, lebte unverändert weiter, fernab von der
organisierten Rassehundezucht und den Showringen. Während der Foxterrier
weltweite Berühmtheit erlangte, zeitweise zum Modehund wurde, blieb der
Jack Russell was er immer war: ein einfacher kleiner Arbeitsterrier, gezüchtet
frei nach dem Motto „hübsch ist, was hübsch arbeitet“.
Obwohl er in
England zu den beliebtesten Terriern überhaupt zählt, fand er, ebenso
wie der Lurcher, mangels offizieller Anerkennung in nahezu keinem
Hundebuch Erwähnung. Seine Anhänger wollten diese Anerkennung nicht,
wollten keinen zweiten Foxterrier.
Dennoch
existiert schon seit langer Zeit ein Standard, erarbeitet von erfahrenen
Arbeitsterriermännern, niedergelegt vom „Jack Russell Terrier Club of
Great Britain“. Doch dieser Standard ergab sich aus den für die Arbeit
notwendigen Anforderungen, ist kein Showstandard, der ein unbedingt
einheitliches Rassebild verlangt. Er lässt eine relativ große Bandbreite
an Größen und Typen zu. Ausgestellt wurde und wird der Jack Russell auf
sog. „Hunt Terrier Shows“, auf denen erfahrene Jäger und Terriermen
den Körperbau der Hunde im Hinblick auf ihre Arbeitseignung beurteilen.
Die Klassen werden nicht nur nach Alter und Geschlecht, sondern auch nach
Haarart und Größe (10-12 und 12-15 Inch) getrennt. Dies ergibt sich aus
der Tatsache, dass all diese Größen für die Arbeit benötigt werden, es
aber relativ schwierig ist, im Körperbau korrekte Terrier unter 12 Inch
(= 30,5 cm) zu züchten.
Zum Thema
„Rasseanerkennung“ waren sich viele Anhänger der Rasse im Mutterland
einig, aber nicht alle. 1990 wurde der „Parson Jack Russell Terrier
Club“ vom Kennelclub und schließlich auch von der FCI anerkannt, der
kleine Fuchsjäger als „Parson Jack Russell Terrier“ mit Standard Nr.
339 in den Kreis der Rassehunde erhoben. Der hinterlegte Standard
entspricht zwar in den groben Zügen dem Originalstandard, enthält aber
einige zunächst unscheinbar wirkende Änderungen. Diese in Verbindung mit
der Tatsache, das die Rasse nun von Schönheitsrichtern beurteilt wird,
die bis vor kurzem nie etwas mit ihr zu tun hatten, zuweilen nicht einmal
von deren Existenz wussten, führt über kurz oder lang dazu, dass sich
das Rassebild nun wieder ändert. Zum größten Teil gewollt, denn wieder
sind sich Zuchtverantwortliche einig, das die Rasse einheitlicher werden
müsse.
Die Geschichte
wiederholt sich! Genau das, was uns aus einer Zeit vor rund 150 Jahren über
die Teilung der Rasse in Fox- und Jack Russell Terrier berichtet wird, können
wir im Augenblick hautnah miterleben. Durch die FCI-Anerkennung erscheint
die Rasse nun in zahlreichen Hundebüchern und -zeitschriften, auch Fachbücher
von recht unterschiedlicher Qualität schießen wie Pilze aus dem Boden.
Doch in den allermeisten Fällen wird nicht der Original-, sondern der nun
mal anerkannte, aber geänderte FCI-Standard veröffentlicht. Plötzlich hält
jeder das „Idealmaß“ von 33 / 35 cm und die Anmerkung „Abzeichen
bevorzugt an Kopf und Rutenansatz“ für bindend. Sicher entsprechen
viele Jack Russell Terrier dieser Beschreibung. Auf jeden Fall entspricht
jeder standardtypische Parson JRT dem Standard für Jack Russells, ist
aber nur eine Variante der ursprünglichen Vielfalt.
Bislang waren
alle Zuchtbücher offen für Neueintragungen, aus denen die Zuchtbasis
gebildet wird. Eine ganze Reihe Terrier wurden als „Jack Russell“
geboren und durch Aufnahme ins Register eines am FCI-Standard orientierten
Clubs zum „Parson Jack Russell“ oder umgekehrt, gehören also
genaugenommen beiden Rassen an. All diese Hunde stammen aus den gleichen
Linien, vor 1990 wurde kein Parson Jack Russell geboren, weil es die Rasse
bis dahin offiziell genausowenig gab wie die Rasse Jack Russell!
Die Frage nach
dem Unterschied beider Rassen muss also, bezogen auf die Herkunft, lauten:
es gibt keinen, da es sich um ein und dieselbe Rasse handelt.
Bezogen auf die
Gegenwart, vor allem aber die Zukunft, wird die Antwort eine andere sein.
Denn seit der Anerkennung des Parson Jack Russell, 1999 nochmals umbenannt
in „Parson Russell Terrier“, existieren wieder zwei Standards, vor
allem aber zwei verschiedene Formen der Zuchtlenkung. Zum Einen die herkömmliche
Form in Anlehnung an den Standard des JRTCGB, der eine gewisse Bandbreite
an Erscheinungsformen zuläßt und nur Wert auf Arbeitseignung legt, zum
Anderen der offizielle FCI-Standard, der eine größere Einheitlichkeit in
Größe, Form und Farbe anstrebt.
Zum Teil schon
jetzt, spätestens in einigen Jahren ist die Antwort auf die eingangs
gestellte Frage also: der „Parson“ ist die Showversion, die verbesserte
(?), vereinheitlichte, in vielen Fällen auch vergrößerte Variante
des Jack Russell Terriers.
Was ist denn nun
besser? Diese Frage muss sich jeder selbst beantworten!
Vielleicht, indem er sich fragt warum er sich für den Jack Russell und
nicht gleich für die seit mehr als 100 Jahren vorhandene, perfekt durchzüchtete
und „verbesserte“ Variante, den Foxterrier, entschieden hat?! Muss man
sich wirklich Zuchtziele stellen, die viele Züchtergenerationen längst
realisiert haben???
Oder: lieben wir
den Jack Russell nicht gerade wegen seiner Vielfalt an Größen, Typen und
Zeichnungen? Sind es nicht gerade seine nicht immer korrekt getragenen
Ohren und Ruten, die seinen besonderen Charme ausmachen? Mögen wir nicht
gerade die Tatsache, dass sich kaum je zwei Jackies gleichen wie ein Ei
dem anderen? Wollen wir all das wirklich ändern?
Vor allem aber
ist es wohl sein einmaliger Charakter, der Selbstbewusstsein ohne übertriebene
Aggression, Temperament ohne Nervosität, unglaubliche Ausdauer,
Robustheit und Intelligenz gepaart mit unerschütterlichem Humor in einem
so kleinen Hund vereint, der uns alle begeistert.
Dieser Charakter wurde nicht durch Showkarrieren und Championtitel
geschaffen!
Ich möchte an
dieser Stelle den Titel eines Artikels, der vor Jahren über den Jack
Russell geschrieben wurde, zitieren, denn er spricht mir und hoffentlich
viele anderen aus dem Herzen:
„...so
wie er ist sollte er bleiben dürfen!“
Eine kurze
Bemerkung zum Schluß: dackelförmige, krummbeinige Hunde mit Stehohren
und buntem „Mantel“ fordert keiner der Standards! Meines Wissens
existiert auch kein derartiger Standard, jedenfalls nicht für Terrier mit
dem Namen „Jack Russell“. Wann wird sich das wohl endlich
herumgesprochen haben?
Text:
Antje Heller,
Outlaw
FCI-Anerkennung
Jack Russell Terrier und Parson Russell Terrier als zwei Rassen:
Am 14.12.2000 hat die FCI den niederläufigen "Jack
Russell Terrier" als eigenständige Rasse anerkannt. Der
hochläufige, bis anhin als Parson Jack Russell Terrier anerkannt,
wurde in "Parson Russell Terrier" umbenannt. Hier nur
die wichtigsten Unterschiede:
Grösse
JRT: Ideal 25 cm (10 ins) bis 30 cm (12 ins)
PRT: Ideal Rüden 36 cm (14 ins), Hündinnen 33 cm (13 ins), +/- 2
cm
Wichtige Proportionen
JRT: Die Körpertiefe vom Widerrist zur Brust sollte gleich
der Länge der Vorderläufe von den Ellenbogen zum Boden sein.
PRT: Die Gesamtlänge des Körpers ist geringfügig grösser als
die Höhe vom Widerrist zum Boden.
Körper/Rücken
JRT: Länge des Rückens vom Widerrist zum Rutenansatz
geringfügig grösser als die Höhe vom Widerrist zum Boden.
PRT: Länge des Körpers ist geringfügig grösser als die
Höhe vom Widerrist zum Boden.
siehe auch unter Standart
(Anmerkungen des
Webmasters) |