Die Rohfütterung beim Hund

Wenn man sich eingehender mit einer gesunden Ernährung des Hundes beschäftigt, wird man mit einer Vielzahl von Fertigfuttern – sei es trocken oder feucht – konfrontiert. Die Deklarationen der Tüten und Dosen unterscheiden sich mal mehr, mal weniger. Eines ist jedoch bei fast allen Fertigfuttern gleich: Der Anteil von Getreide und tierischen Nebenerzeugnissen ist sehr hoch. Führt man sich jedoch die Ernährung des Wolfes vor Augen, braucht der hündische Organismus gar kein Getreide. Sicher sind mal Spuren von Körnern und Halmen in den Mageninhalten seiner Beutetiere. Diese Mageninhalte sind aber in der Regel bereits vorverdaut und somit gut verträglich für den Wolf.

Im Trend liegt derzeit die Frisch- oder noch besser gesagt, die Rohfütterung beim Hund. Immer mehr Hundebesitzer interessieren sich für diese Art der Fütterung, ist sie doch artgerechter und – vor allem (!) sind die Inhaltsstoffe in einem großen Maße kontrollierbar. Speziell Menschen mit Allergie-Hunden oder Tieren mit Futtermittel-Intoleranzen greifen zu dieser Fütterungsform.

Es ist noch gar nicht so lange her. Viele Vorurteile ließen Hundehalter vor der Rohfütterung zurückschrecken. „Die Tiere werden aggressiv“, „Die Hunde werden im Wald selbständig jagen gehen“ oder „Von rohem Fleisch bekommen Hunde Läuse im Bauch“ waren die gängigsten. Mit der Zeit wurden diese Vorurteile mehr oder minder abgebaut. Nur das letzte Vorurteil bleibt bestehen und wird immer wieder von der Futtermittelindustrie geschürt: „In einem Fertigfutter sind alle Bestandteile enthalten, die der Hund braucht“. Das mag in vielen Fällen sogar stimmen. Aber es ist eben auch vieles mehr enthalten, das der Hund nicht benötigt! Auf Tierversuche, die zur Optimierung der Fertigfutter durchgeführt werden, soll an dieser Stelle erst gar nicht eingegangen werden.

Oft wird mit dem großen Zeitaufwand, der die Frischfütterung bedeutet, gegen diese Fütterungsart argumentiert. Und es stimmt schon! Etwas mehr Arbeit als das Aufreißen einer Tüte oder das Öffnen einer Dose macht es schon. Aber bereits mit dem Kauf eines Welpen oder der Anschaffung eines älteren Hundes hat man sich ein sehr zeitintensives Hobby ins Haus geholt. Und warum sollte man da nicht fünf Minuten am Tag für das Wichtigste, die Ernährung, investieren? Außerdem hält sich mit einem ausgeklügelten Fütterungsmanagement und eingeschlichener Routine der Mehraufwand im Rahmen.

Hat man sich für die Rohfütterung entschieden, folgt in der Regel eine doch recht lange Informations- und Orientierungsphase. Welches Fleisch, welches Gemüse darf der Hund bekommen? In welchem Verhältnis? Wie abwechslungsreich muss die Fütterung sein. Obst? Kräuter? Öle? Gar Salz? Was ist mit Knochenmahlzeiten? Wie oft sollen Knochen gefüttert werden? Welche überhaupt? Wo bekomme ich das Fleisch her? Wie lagere ich es? Fragen über Fragen!

Im Allgemeinen gilt: Vertrauen Sie Ihrem natürlichen Menschenverstand! Ein Hund darf ruhig mal über eine längere Zeit – zum Beispiel im Urlaub – etwas einseitiger ernährt werden. Wichtig ist, dass er über einen längeren Zeitraum ausgewogenes Fressen in den Napf bekommt.

In der Regel wird – es sei denn der Vierbeiner ist gegen das Fleisch allergisch oder intolerant – wird Rind die erste Wahl der Fleischquelle sein. Es ist preiswert und gut zu bekommen. Im Prinzip kann der Hund aber mit jeglichem Fleisch gefüttert werden. Die einzige Ausnahme sollte Schweinefleisch sein. Schwein kann einen für Hunde tödlich wirkenden Erreger enthalten. Der so genannte Aujetzkische Virus ist für Menschen nicht schädlich.

Einmal pro Woche sollte der Hund eine Mahlzeit mit Innereien bekommen. Pansen, Blättermagen und Co. sind meistens ein Festschmaus für den Hund. Leber, als „Mülleimer des Körpers“ darf nicht zu oft gegeben werden. Da sie jedoch ein hervorragender Vitamin A-Lieferant ist, kann man sie alle 14 Tage auf den Speiseplan setzen.

Knochen dürfen NIE, auf welche Art auch immer, erhitzt verfüttert werden. Sie MÜSSEN immer roh angeboten werden. Dabei sollte man auf Röhrenknochen verzichten. Ansonsten gibt es hier keine allgemeine Aussage. Jeder Hund reagiert sehr individuell. Manche Hunde können gar keine Knochen, andere nur kleine Mengen vertragen. Die meisten Hunde jedoch haben mit Knochen kein Problem. Sie sollten jedoch mit sehr viel Fleisch verfüttert werden, um dem Knochenkot entgegen zu wirken. Beim Knochenkot hat der Hund sehr harten, weißen Stuhl. Er sollte dringend vermieden werden! Wenn Hunde keine Knochen mögen oder dürfen, muss Calzium in Form von Eierschalen oder Zusätzen gegeben werden.

An Gemüse kann nahezu alles verfüttert werden. Allerdings gibt es ein paar Einschränkungen: Paprika, Tomaten, rohe Kartoffeln und Weintrauben gehören, um nur einige Beispiele zu nennen, nicht in den Hundenapf. Gemüse muss püriert werden, da der Hund die Zellwände nicht selber aufschließen kann. Und viele Gemüse können nur mit einem hochwertigen Öl mit Omega-3-Fettsäuren verwertet werden.

Die Mengenverhältnisse Fleisch – Gemüse werden in der Literatur sehr unterschiedlich angegeben. So meinen einige Experten 70 Prozent Fleischanteil und 30 Prozent Gemüse sei optimal für den Hund. Ich persönlich bin durch viele Gespräche mit Tierärzten und Professoren verschiedener Institute der Meinung, dass 30 Prozent Fleischanteil völlig genügt. Ein Zuviel an Fleisch belastet die Nieren zu sehr. Daher müssen Hunde, die einen größeren Anteil an Fleisch bekommen einmal in der Woche einen vegetarischen Tag einlegen, um die Nieren zu entlasten.

Die Gesamtfuttermenge wird in der Regel mit zwei bis drei Prozent des Gewichtes des Hundes angegeben. Aktive Hunde – und dazu gehören unsere Fellnasen ja in den meisten Fällen – können auch weitaus mehr bekommen. Dickere Exemplare natürlich auch weniger.

So! Ich werde meinem Hund nun 200 Gramm Rindfleisch mit ca. 400 Gramm Gemüsepüree aus gekochten Kartoffeln und roher Zucchini, mit einem Schuss Leinöl und einem Teelöffelchen Kokosraspel zubereiten.

Weitere Informationen zur Einführung in die Rohfütterung und viele Alltagstipps rund um das Handling und die Routine gibt es im März 2006. Dann kommt das Buch „Rohfütterung für Hunde / Frischfleischfütterung – leicht gemacht“ von Silke Böhm, erscheinend im Cadmos Verlag auf den Markt. Siehe auch: www.cadmos.de

Text: M. Weiland / S. Böhm