Erfreulicherweise
ist auf Zuchtveranstaltungen für Jack Russell Terrier eine stete Zunahme
der Meldezahlen zu verzeichnen – die vor wenigen Jahren noch nahezu
unbekannte Rasse erfreut sich zunehmender Beliebtheit, und viele Jack
Russell Terrier–Freunde wollen ihren Liebling auch dem Urteil eines
Zuchtrichters stellen.
Doch
leider wird die Mehrheit der Hunde völlig unvorbereitet vorgestellt,
wodurch nicht nur der Ablauf der Veranstaltung verzögert wird, sondern so
mancher Hund eine deutlich schlechtere Bewertung erhält, als er tatsächlich
bekommen könnte, weil er seine Qualitäten nicht erkennen lässt. Einem
in Schräglage gegen die Leine ackernden oder lustlos und beeindruckt
durch den Ring schleichenden Hund kann unmöglich ein „freies, gut
ausbalanciertes Gangwerk“ bescheinigt werden, auch wenn er ein solches
zu Hause, oder ohne Leine durchaus hat. Jeder Richter kann nur das
beurteilen, was er sieht, nicht das was er erahnen könnte! Dabei
erfordert es keinen großen Aufwand, einen Hund auf das Vorstellen im Ring
vorzubereiten, schließlich werden hier keine Kunststücke verlangt,
sondern lediglich eine gute Grunderziehung – nicht mehr, aber auch nicht
weniger!
Der größte
Teil der Vorbereitung besteht darin, dass sich der Besitzer mit dem Ablauf
einer Beurteilung beschäftigt und weiß, worauf es ankommt. An der
Anatomie des Hundes kann er ohnehin nichts ändern, wohl aber kann er dafür
sorgen, dass der Richter nicht seine gesamte Fantasie aufwenden muss, um Körperbau
und Gangwerk zu erahnen, weil er davon nicht viel erkennen kann.
Jede Beurteilung
setzt sich aus drei Grundbestandteilen zusammen, die in Form und
Reihenfolge etwas variieren können, aber doch immer vorkommen:
-
Die Kontrolle
einzelner Merkmale wie Vollständigkeit und Schluss des Gebisses,
Brustumfang, Größe, Haarqualität, Vorhandensein beider Hoden bei Rüden
etc.
-
Beurteilung
des Hundes im Stand
-
Beurteilung
des Bewegungsablaufes von vorn, von der Seite und von hinten
Daraus ergibt
sich das Wissen, auf welche Situationen der Hund vorbereitet sein sollte.
-Er muss sich überall anfassen lassen, auch von fremden Personen, sich
widerstandslos in den Fang schauen lassen, -er sollte einige Zeit still,
aber möglichst aufmerksam stehen bleiben, sowie an lockerer Leine gehen können.
Manchmal wird der erste Teil der Beurteilung auf einem Tisch durchgeführt,
der Hund sollte also auch nicht in Panik geraten, wenn er mal keinen
festen Boden unter den Füßen hat. Das ist aber auch schon alles, was der
Hund lernen muss – Dinge, die für einen ganz normalen Familienhund kein
Problem darstellen sollten, erst recht nicht für einen Jagdhund!
Auch
wenn der Jack Russell Terrier kein Showhund ist, der für seinen
„Auftritt“ aufwendig gestylt werden muss, so sollte er dennoch nicht völlig
ungepflegt im Ring erscheinen. Rauhaarige Terrier sollten regelmäßig
getrimmt werden, um eine gute Haarqualität zu erhalten. Ungetrimmtes Haar
sieht nicht nur struppig und wüst aus, sondern es wird auch weich und
verliert seine Schutzwirkung, die Farben wirken blass und das abgestorbene
Haar verursacht Juckreiz bis hin zur Ekzembildung. Bei solchen
„Fellkugeln“ ist es dem Richter kaum möglich, die unter dem Pelz
versteckte Anatomie des Hundes zu erkennen; aufgeworfene Haarbüschel können
sogar Fehler vortäuschen, die eigentlich gar nicht vorhanden sind, z.B.
verdickte Gelenke oder ausgedrehte Ellbogen! Bei einem sorgfältig
getrimmten Hund passiert das nicht, da die Konturen klar zu erkennen sind.
Außerdem ist das Gesamtbild des Hundes wesentlich harmonischer.
Auf gar keinen
Fall sollten Sie den Hund kurz vor der Veranstaltung baden, da dadurch die
natürliche Talgschicht entfernt und das Fell weich wird. Statt dessen
sollte das Fell gründlich durchgebürstet werden. Sehr gut eignen sich
hierfür ein Gummistriegel für Pferde und eine straffe Naturhaarbürste.
So werden Schmutz und lose Haare entfernt und gleichzeitig die Haut
massiert, was die Durchblutung fördert und das gesamte Haarkleid gesund
und kräftig erhält.
Wählen Sie für
das Vorstellen Ihres Hundes im Ring ein möglichst unauffälliges Halsband
und eine sehr leichte Leine. Eine schwere, beim Laufen pendelnde Leine,
deren Karabinerhaken dem Hund vielleicht noch gegen die Vorderläufe schlägt,
kann den Laufrhythmus und die Schrittweite negativ beeinflussen und ein zu
breites Halsband den Hals optisch verkürzen. Empfehlenswert ist die
Verwendung einer speziellen Vorführleine, in die eine Halsschlaufe gleich
eingearbeitet ist. Diese sind in verschiedenen Ausführungen, Farben und
Materialien im Handel erhältlich. Sie können der Halsweite individuell
angepasst werden und sind immer schmal und unauffällig. Daher lassen sie
den Hund gut zur Geltung kommen.
Achten Sie während
der Vorführung immer darauf, dass der Richter Ihren Hund jederzeit gut
sehen kann. Stellen Sie den Hund in einiger Entfernung zu ihm auf und zwar
so, dass der Richter ihn von der Seite sieht, nicht nur von vorn oder
hinten. Sie selbst sollten immer etwas im Hintergrund bleiben; achten Sie
sowohl im Stand als auch in der Bewegung darauf, dass Ihr Hund nicht durch
Ihre Beine verdeckt wird. Wenn mehrere Hunde im Ring sind, halten Sie
immer genügend Abstand zu Ihrem Neben- bzw. Vordermann und sorgen Sie dafür,
dass Ihr Hund das Vorstellen der anderen nicht durch Kläffen oder andere
Belästigungen stört.
Jeder
Hund wirkt am Vorteilhaftesten, wenn er dazu motiviert wird, sich
„frei“, also an lockerer Leine, selbstständig aufzustellen. Probieren
Sie zu Hause, worauf er mit gespannter Aufmerksamkeit reagiert; dies kann
ein Leckerbissen sein, sein Lieblingsspielzeug oder nur ein Zuruf (z.B.
„Pass auf!“). Allerdings achten Sie bitte darauf, durch Ihre Aktivität
im Ring die anderen Teilnehmer nicht zu stören. Also bitte möglichst
leise und unauffällig!
Vermeiden Sie
unbedingt, den Hund an der Leine „aufzuhängen“, man wird ihm ansehen
wie unangenehm ihm das ist. Außerdem ist die Winkelung der Gliedmaßen
kaum zu erkennen, wenn der Hund sich gegen die Leine stemmt oder
verzweifelt darum kämpfen muss, seine Vorderläufe überhaupt auf den
Boden zu bekommen. Das Gleiche gilt für das Vorführen in der Bewegung.
Der Hund soll auf seinen eigenen vier Pfoten gehen, nicht gegen das
Halsband hüpfen. Wählen Sie das Tempo so, dass Ihr Hund locker trabt und
dabei möglichst nicht die Nase am Boden hat. Er sollte in einigem Abstand
neben Ihnen gehen und sich weder an die Leine noch an Ihre Beine lehnen.
Halten Sie die Leine gefühlvoll in der Hand, damit Sie den
Bewegungsablauf nicht stören.
Versuchen Sie,
ruhig und gelassen zu bleiben. Ihr Hund orientiert sich an Ihnen, und wenn
Sie hektisch und nervös sind, dann wird auch Ihr Hund unsicher und
verkrampft sein. Schimpfen Sie nicht, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt;
bleiben Sie ruhig und versuchen Sie es einfach noch einmal. Ein Hund kann
den Sinn einer Zuchtveranstaltung nicht erkennen. Er will Sie ganz
bestimmt nicht blamieren! Wenn Sie zu Hause jedoch den Ablauf einer
solchen Beurteilung einige Male trainiert haben, wird der Hund im Ring
sein vertrautes „Spiel“ wiedererkennen und freudig mitarbeiten,
vorausgesetzt Sie reagieren ebenso locker wie beim Training.
Natürlich ist
auch die beste Vorbereitung keine Garantie dafür, dass Ihr Hund unter den
Platzierten sein wird oder den besten Formwert erhält.
Aber Sie haben es dem Richter ermöglicht, die Qualitäten Ihres
Hundes optimal zu erkennen. Reagieren Sie fair, wenn andere Hunde besser
waren. Jeder Hund ist für seinen Besitzer der Schönste der Welt, daran
kann und will auch ein Richterurteil nichts ändern! Ob eine
Zuchtveranstaltung für Sie und Ihren Hund zum Streß wird oder zu einem
tollen gemeinsamen Erlebnis, hängt nicht von der Beurteilung oder
Platzierung ab, sondern allein davon, was Sie daraus machen! Sie können
gemeinsam mit Ihrem Hund einen schönen Tag im Kreise Gleichgesinnter
erleben, sich andere Hunde ansehen und Erfahrungen austauschen, oder Sie können
Sich den ganzen Tag über eine Beurteilung ärgern, die nicht Ihren
Vorstellungen entsprach. Ihr Hund bleibt derselbe, der er immer war. Er
liebt Sie über alles und ihm ist ein Formwert völlig egal. Genießen Sie
die Teilnahme an der Show oder Zuchtzulassung als schöne Abwechslung vom
Alltag. Eine gute Vorbereitung trägt dazu bei, jeglichen übertriebenen
Ehrgeiz sollten Sie jedoch aus dem Spiel lassen.
Viel Spaß mit
Ihrem Jack Russell Terrier – auch bei der Teilnahme an Veranstaltungen!
Text:
Antje Heller, Outlaw
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