Tauber Welpe
- Erfahrungsbericht einer Züchterin
Wie
sich sicher noch viele Besucher dieser Homepage erinnern, hatte
ich im vergangenen Jahr einen tauben Welpen im Wurf, für den ich
einen geeigneten Platz suchte. Da es erst mein zweiter Wurf war,
hatte ich keine Erfahrung, die Taubheit zu erkennen. Deshalb
möchte ich jetzt meine Beobachtungen zusammenfassen und
weitergeben.
Bis
zum Alter von drei bis vier Wochen habe ich absolut nichts
Ungewöhnliches am Welpen bemerkt. Danach gab es Anzeichen, die
mich mit der nötigen Erfahrung hätten „hellhörig“ machen müssen.
Der Welpe erwachte zum Beispiel fast nie mit den Wurfgeschwistern
und wenn sich alle nach dem Fressen oder Spielen wieder zur Ruhe
legten, war er noch lange aktiv.
Die
Stimme des Welpen war ganz anders als die der anderen Welpen,
schriller und unkontrollierter. Beim Spielen, auch mit meinen
erwachsenen Hündinnen, reagierte der Welpe nie auf das Knurren,
wenn diese nicht mehr spielen wollten. Wenn man den Welpen
berührte oder hochnehmen wollte, ohne dass er Blickkontakt zur
jeweiligen Person hatte, reagierte er oft schreckhaft. Im Rudel
merkt man absolut nichts. Nicht täuschen lassen, wenn sie beim
Anlassen des Rasenmähers zusammenzucken, denn Vibrationen nehmen
sie sehr gut wahr.
Mit
ca. elf Wochen liess ich im Tierspital in Bern einen Hörtest
machen (Audiometrie), ähnlich einem EEG, mit leichter Narkose,
wobei die Hirnströme bei Reizung durch Geräusche aufgezeichnet
werden. Leider war der Test eindeutig, aber ich konnte mich nicht
dazu entschliessen, ein ansonsten gesundes Tier einschläfern zu
lassen. Im Tierspital Bern können ganze Würfe zum Preis von einem
Tier getestet werden, Preis ca. Fr. 125.-.
Bei
der späteren Platzierung habe ich folgende Punkte berücksichtigt:
Nichts überstürzen, am besten als Zweithund zu einem gut
sozialisierten, etwas älteren Hund, lebhaft sollte er schon sein,
sonst kann es auch einem tauben Hund langweilig werden. Da diese
Hunde schreckhaft sind, nicht zu kleinen Kindern. Nicht zu tauben
Personen, auch wenn es mir anfänglich wegen der Zeichensprache
ideal schien. Einer von beiden sollte hören, um sich zu ergänzen.
Es gibt eine Vermittlungsstelle für taube Hunde,
www.tauberhund.de (dort
ist bereits ein Artikel über unsere Lexa vorhanden) und Literatur
für den Umgang mit tauben Hunden. Ausserdem habe ich mit den neuen
Besitzern einen schriftlichen Vertrag gemacht, dass der Hund nicht
zur Zucht oder zu Forschungszwecken gebraucht wird. Zusätzlich
darf die Hündin bei Bedarf immer zu mir in die Ferien kommen.
Ich
bin froh, dass ich nichts eilfertig entschieden habe, denn unsere
„Lexa“ hat den besten Platz gefunden, den es für sie geben konnte.
Sie entwickelt sich prächtig und es ist eindrücklich, ihr bei der
Arbeit mit ihrem Frauchen zuzusehen.
Text/Foto: Anke Burrafato,
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