Coursing

Auch wenn kein Zweifel daran besteht, dass die Parson & Jack Russell Terrier der Gruppe der Erdhunde angehören, lohnt es sich doch, den Blick auch einmal über die Grenzen zu einem völlig anderen Fachgebiet, wie z.B. dem der Windhunde schweifen zu lassen. Denn nur weil unsere Hunde nicht explizit dafür gezüchtet sind, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht enormen Spaß an für Bauhunde eher exotischen Beschäftigungen, wie z.B. den Windhundrennen haben können. Durch ihren fest verankerten Jagdtrieb sind unsere bewegungsfreudigen, temperamentvollen und ausdauernden Terrier sogar fast prädestiniert für die simulierte Hasenjagd!

Eine Disziplin der Windhundrennen, nämlich das Laufen auf einer penibel gepflegten ovalen Rennbahn, wird hier (Hunderennen) schon beschrieben. Es gibt aber auch noch eine zweite Disziplin, die sich davon grundlegend unterscheidet: das Coursing (auch „Lure-Coursing“ genannt).

Das erste als Wettkampf abgehaltene Coursing fand angeblich schon 1776 im englischen Raum statt, damals mussten noch lebende Hasen um ihr Leben laufen… Das hat sich inzwischen natürlich geändert, das Grundprinzip ist aber dasselbe geblieben.

Bei beiden Windhund-Sportarten geht es zwar darum, dass die Hunde ein künstliches „Hasi“ jagen, das ist aber auch die einzige Gemeinsamkeit. Im Gegensatz zur Rennbahn, auf der die Hunde immer exakt dieselbe Strecke in dieselbe Richtung laufen müssen, versucht man beim Coursing eine echte Hasenhatz möglichst realitätsnah zu simulieren und dabei die Arbeitsleistung des Hundes zu beurteilen. Das beginnt schon bei der Auswahl des Untergrundes: Beim Coursing reicht eine große, gemähte Wiese, auf der auch natürlich Hindernisse wie z.B. Sträucher und Gräben erlaubt sind. Diese Hindernisse müssen für die Hunde aber gut erkennbar sein damit die Verletzungsgefahr minimiert wird. Auf dieser Wiese werden Seilrollen am Boden befestigt und für jeden Lauf wird das „Hasi“ am Seil extra wieder im zick-zack Kurs durch die Rollen gelegt. Beim Lauf wird nun das Seil mit einem handgesteuerten Motor und einer Seilwinde aufgewickelt, so dass das „Hasi“ vor den Hunden hergezogen wird – immer auf das individuelle Tempo der Hunde angepasst. Das ermöglicht den Hunden das „Hasi“ zu hetzen, ohne dass sie das Seil queren müssen (was eine erhebliche Verletzungsgefahr darstellen würde).

Die Renndistanz beträgt bis zu 700m und fordert von den Hunden durch die teilweise recht engen Haken und die Geraden dazwischen sowohl große Geschicklichkeit und eine schnelle Reaktionsfähigkeit als auch eine gute Kondition und viel Schnellkraft – wie bei einer echten Hasenhatz!

Wie im Training laufen die Hunde auch beim Wettkampf nach Möglichkeit zu zweit,  bei Wettkämpfen beurteilt ein Richterteam die Leistung der Hunde dann nach folgenden Kriterien: Schnelligkeit, Eifer, Intelligenz, Gewandtheit und Kondition. Der Hund, der als erster im Ziel ankommt, muss nicht automatisch der mit der höheren Punktezahl sein. Das macht die Bewertung bei den Wettkämpfen richtig spannend!



Ein positiver Nebeneffekt der naturnahen Bedingungen beim Lure-Coursing ist, dass es durch das Wegfallen einer Bahnerrichtung und einer regelmäßigen, zeitaufwändigen Bahnpflege viel günstiger ist und beinahe überall, auch spontan und vor allem kostengünstig veranstaltet werden kann.
 

 

So wie es für die Bahnrennen ein eigenes FCI Rennreglement und in Österreich zusätzlich noch ein ÖGV Hundesport Racing Reglement für Nicht-Windhunde gibt, wird auch das Coursing durch ein eigenes Reglement geregelt, das FCI Coursingreglement. Dieses wird durch nationale Reglements ergänzt.

Um an offiziellen Wettkämpfen teilnehmen zu dürfen, brauchen die Hunde eine Coursing-Lizenz, falls der Hund aber bereits eine Bahn-Lizenz hat wird die auch akzeptiert.

Regelmäßige Trainingsläufe und auch Wettkämpfe, sowohl für Windhunde als auch für Nicht-Windhunde, werden z.B. vom "KLUB RACING HOUNDS SLOVAKIA" in Bratislava (Slowakei) und vom CZECH COURSING CLUB in der Tschechei organisiert.

Nicht nur für Windhunde stellt das Coursing eine außergewöhnliche Abwechslung dar, alle Hunde mit Jagdtrieb lieben die simulierte Hasenhatz und sind immer mit mindestens 110% bei der Sache.

Wenn man für das erste Erscheinen mit einem Parson Russell Terrier bei einem Coursing von noch Terrier-unerfahrenen Windhundlern höchstens ein mildes Lächeln erntet, darf man sich das nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Sobald die Russells ihr Coursing-Debut geliefert haben wird niemand mehr an ihrem Enthusiasmus zweifeln und man erntet wohlwollendes Nicken und manchmal sogar Applaus…

Text/Fotos: Karin Mutzbauer und Christian Tischer, www.parson-russell-terrier.at