Die Jagdhunde-Ausbildung

Obwohl die meisten Jack Russell Terrier nicht als Jagdhunde gehalten werden, könnte es für alle Halter von Interesse sein, wie eine solche Jagdhundeausbildung in etwa vonstatten geht und fördert vielleicht das Verständnis für gewisse Eigenheiten der Rasse.

Dieser Artikel kann und will nur eine kleine Übersicht vermitteln und ersetzt keineswegs die guten Bücher, welche im Handel erhältlich sind. Zum Teil werden persönliche Erfahrungen meinerseits einfliessen und dabei möchte ich festhalten, dass auch immer verschiedene Wege zum Ausbildungsziel führen können. Vor allem muss die Art und Weise der Ausbildung dem Verhalten und Charakter des Hundes angepasst sein. Ein selbstbewusster draufgängerischer Hund muss doch etwas anders erzogen werden als ein ruhiger oder etwas ängstlicher Hund. Vor allem beruht die Ausbildung darauf, gewünschte Veranlagungen zu wecken und zu fördern.

Ich will einen Jagdhund

Vor der Anschaffung muss auch der Jäger sich mit wichtigen Fragen auseinandersetzen:

  • Will ich überhaupt einen Hund?
  • Was für einen Hund brauche ich?
  • Welches jagdliche Betätigungsfeld kann und will ich dem Hund bieten?
  • Kann ich genügend Zeit für die Betreuung und Ausbildung des Hundes aufbringen?
  • Welchen Teil der Haltung übernimmt die Familie?
  • Kann ich den Hund artgerecht unterbringen?
  • Wie will ich die Ferien verbringen?
  • Welche Rasse gefällt mir?

Dabei ist es nun wichtig, diese Fragen wirklich ehrlich zu beantworten und im Zweifelsfalle mit der Anschaffung lieber zuzuwarten.

Ein Welpe kommt ins Haus

Ist die Entscheidung zugunsten eines Jack Russell Terriers gefallen, weil es ein lebhafter, intelligenter Bauhund ist, welcher dank seiner Intelligenz auch für andere Einsätze herangezogen werden kann, so stellt sich nun die Frage: Wo finde ich einen geeigneten Welpen?

Am besten bei einem Züchter, welcher mit den Welpen die ersten jagdlichen Prägungsphasen durchmacht. Aber auch ein Welpe der normal geprägt wird, kann noch die jagdliche Laufbahn einschlagen.

Auch Jagdhunde müssen sich nun als erstes ins neue Menschenrudel einleben, stubenrein werden und in der Nacht ruhig schlafen, etc.….

Welpen-Kindergarten

Mit 8 - 10 Wochen wird die Jagdhunde- Welpenschule besucht. Auch für Nicht-Jagdhunde ist der Besuch einer © L. KnaufWelpenschule dringend empfohlen nach dem Motto: "was Hänschen nicht lernt…"! Es geht darum, dass der Hund "verschiedensprachig" aufwächst. Das heisst er soll sich in der  Hundemeute vertragen, als auch im Menschenrudel einordnen und sich dabei bei alltäglichen Begebenheiten normal verhalten. Vor allem anfangs soll er mit gleichaltrigen Welpen umherbalgen können und so langsam das korrekte Hundeverhalten spielerisch lernen. Da geht’s manchmal etwas grob zu und her, aber dies gehört zum sozialverträglichen Lernprozess. Es ist nämlich unangenehm, wenn sich auf einer Jagd die Hunde nicht vertragen. Übrigens nicht nur dort!

In den Lektionen werden Gegebenheiten eingebaut, die den Hund spielerisch auf die späteren Aufgaben vorbereitet, wie z.B. die Nase zu gebrauchen um den Meister zu finden oder die Gewöhnung an verschiedenes Gelände (Brombeerendickicht, Wasser etc.). Auch findet der Welpe "zufällig" ein Kaninchenfell etc. Er macht die Erfahrung, wenn man einer bestimmten Duftspur nachläuft wird man belohnt. Vorsichtig wird er an den Schuss gewöhnt, in dem in einiger Entfernung zum Welpen ein Schuss abgegeben wird und man dabei den Welpen mit freudigem Spiel ablenkt. Auch gewöhnt man den Welpen an Dinge wie Plastikfolien oder Schirme die sich öffnen und schliessen und an Röhren die der Welpe erkunden kann und dabei etwas gutes findet. Mit einem Stück Fell, angebunden an einen Stecken (sogenannte Reizangel), kann man die Welpen in ihrem Interesse an Bewegtem fördern und so das gute Zupacken trainieren. Selbstverständlich geht man auch unter die Leute und in den Verkehr und macht ihn mit möglichst vielen Eindrücken bekannt.

Dabei darf der Welpe nicht überfordert werden, alles soll quasi aus eigenem Antrieb geschehen und erwünschtes Verhalten wird durch Belohnen gefestigt. Zeigt der Welpe in gewissen Situationen Angst, sollte man dies nicht besonders beachten, weil er durch das Trösten in seiner Angst nur noch bestärkt wird. Besser man versucht den Welpen durch angenehme Begebenheiten abzulenken.

Es ist sehr wichtig, dass der junge Hund möglichst keine schlimmen Erfahrungen macht. Wenn man einen etwas verhaltensproblematischen Hund in der Nachbarschaft hat, sollte man diesem besser aus dem Wege gehen und glauben Sie mir, von diesen gibt es tatsächlich einige. Es geht nicht darum, dass der Welpe von grösseren nicht knurrend zurechtgewiesen werden darf, aber eine ernsthafte Beisserei in diesem Alter wäre ein zu grosser Schock und hätte eine dauerhafte unberechenbare Beziehungsstörung zu anderen Hunden zur Folge. Also den Umgang mit anderen nicht aggressiven Hunden durchaus pflegen.

© L. KnaufEs wäre nun auch der grösste Fehler, wenn der Hund zu früh mit wehrhaftem Wild in Berührung käme. Der Charakter des Hundes muss zuerst gefestigt werden, erst danach kann er auch mal negative Erlebnisse schnell und gut verarbeiten. Aber sonst möglichst den Hund an allen Arbeiten und Gängen im Revier seiner physischen und psychischen Entwicklung entsprechend teilhaben lassen.

Jeder Jäger wie auch jeder Hundehalter hat punkto Erziehung verschiedene Ansprüche. Aber klar ist, über die zu erreichende Ziele können Sie mit ihrem Hund nicht diskutieren. Wenn Sie wollen, dass der Hund beim Kommando "Platz" auch Platz macht, dann müssen Sie dies auch jedes Mal mit absoluter Konsequenz durchsetzen. Der Hund darf nicht ins Gefühl verfallen, dass Kommandos von Ihnen nur nach Lust und Laune auszuführen sind. Sie müssen nun wirklich nicht den ganzen Tag mit Kommandos mit Ihrem Hund verkehren, aber wenn Sie ein Kommando aussprechen, setzen sie es auch durch. Vorsicht! Jack Russell Terrier erkennen jeden Anflug von Schwäche Ihrerseits und nützen dies auch aus. Grundsatz zur Erziehung: kurze Übungseinheiten unterbrochen mit Spiel, aber tägliche Wiederholungen.

Nun kommt der junge Hund langsam ins Alter, wo die Ausbildung vom spielerischen Heranführen zu ernsthafteren Lektionen wechselt. Dies ist ein fliessender Übergang und nun ist es für den Jäger an der Zeit zu überlegen, was dem Junghund alles beigebracht werden soll. Im wesentlichen kommt für den Jack Russell folgendes in Frage:

  • Bauhunde-Ausbildung; zuerst am Kunstbau

  • Stöberjagd: die Jagd über dem Boden

  • Einfachere Nachsuchen nach verletztem Wild

Egal welche Disziplinen nun mit dem Jagdhund bestritten werden, der Grundgehorsam (Sitz, Platz, Fuss, Ablegen an Ort etc.) bildet die Basis für das Erreichen einer guten Leistung. Der Grundgehorsam lässt sich auch ohne grosse Vorbereitung täglich üben und kann gut auf jedem Spaziergang zwischendurch trainiert werden.

Ich hoffe mit obigem Artikel zeigen zu können, dass die Jagdhundeausbildung sehr anspruchs-voll und vielfältig ist. Es ist nicht getan indem ein Hund einfach bellend durch den Wald rast und weit weg von den Jägern eine private Jagd macht. Spass macht's erst, wenn durch gute Mensch-Hund Beziehung als ergänzendes Team gearbei-tet werden kann. Auch ist der jagdliche Einsatz für die Hunde nicht ungefährlich. Sie können auf wehrhaftes Wild stossen oder beim Jagen auf verkehrsreiche Strassen gelangen und überfahren werden. Und trotzdem sind sie mit Ihren Fähig-keiten für eine seriöse Jagd unverzichtbar.

Text: Hugo Bürki